SYNOPSEN
NACHSPIEL, Mysterienspiel
3 Männer - ein Bühnenbild
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Das Paradies ist seit langem verriegelt, und auch der Zugang zur Bühne hat sich erschwert: “Wir müssen... die Reise durch das Theater machen und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist”, heißt es programmatisch am Beginn. Zum blanken Entsetzen seines Kollegen weigert sich ein Schauspieler vor versammeltem Publikum, jene Bretter zu verlassen, die so gerne die Welt bedeuten. Denn ein unübersehbarer Riß klafft längst zwischen Schein und Wirklichkeit, und nachdem die einstudierte Vorstellung vorbei und der Applaus verhallt ist, steht plötzlich das Theater wieder neu zur Disposition: geheiligter Tempel der Kunst oder moralische Anstalt, Ort der virtuosen Illusion oder der völligen Verausgabung, Spielmaschine, göttliche Zeichenwelt oder traumatisches Endspiel...
Möglichkeiten werden ausgelotet und durchdekliniert, gekoppelt an die ewige Wiederkehr der gleichen Fragen nach dem Sinn von Geburt und Tod, der Diskrepanz von Mythos, Moralität und Maskerade, und stets sind sie durchdrungen vom utopischen Wunsch nach Erlösung, die sich nicht einstellen mag. Selbst changierend zwischen [scheinbarer] Improvisation und sorgfältiger Inszenierung, vorgegebenen Text und spontaner Eingebung unterminiert das Stück den reibungslosen Verlauf des institutionalisierten Theaterbetriebes.

Spöttisch werden berühmte Sätze und Namen verdreht, Konventionen und Klischees zitiert bis hin zum obligatorischen Mord auf der Bühne, der sich beliebig oft wiederholen läßt. Nahtlos wechseln die Akteure Rollen und Positionen, so daß am Ende die Irritation des Zuschauers, in einer Gratwanderung zwischen abgründiger Ironie und pathetischer Überhöhung, perfekt und unaufhebbar ist.

 
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