SYNOPSEN
PARVUS, Historie 
14 Männer, 2 Frauen  - verschiedene Bühnenbilder
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Parvus ist der erste revolutionäre Millionär. Geld und damit Macht zu besitzen, erschien ihm von größerem Nutzen als nur zu agitieren. Er versucht zu den Schalthebeln der Macht, über die Hintertür, auf die Bühne der großen Politik, vorzudringen. Sein Ziel ist die Revolutionierung Rußlands.
Er beginnt einen Einmannkrieg, eine gigantische Strategie ohne Armee. Parvus wird zu einem "Realpolitiker von wahrhaft Bismarckscher oder Leninscher Vereinfachungs-, Entscheidungs- und Tatkraft." [Sebastian Haffner] Parvus betrachtet den Ersten Weltkrieg als Vehikel für den Sozialismus. In ihm sieht er  d i e  Chance zur Revolution. Deutschland hat die stärkste und am besten organisierte Arbeiterbewegung der Welt. Ein militärischer Sieg des Kaiserreichs stärkt einerseits das Einflußgebiet der deutschen Sozialdemokratie und ist gleichzeitig mit der Niederlage des Zarenreichs  d e r  Auslöser für eine Revolution in Rußland, welche  d a n n  auf Deutschland zurückwirken würde. Deshalb hat, seiner Ansicht nach, die deutsche Sozialdemokratie im Reichstag Kriegskredite zu bewilligen und Burgfrieden zu halten, bis die Zeit reif ist.
Parvus gelingt es, die Deutsche Regierung und die Oberste Heeresleitung davon zu überzeugen, daß eine Revolutionierung Rußlands den sicheren Zusammenbruch des Kriegsgegners im Osten zur Folge hat. Die Oberste Heeresleitung, Hindenburg und Ludendorff, sehen die Möglichkeit, durch die freiwerdenden Truppenverbände die Entscheidung im Westen zu gewinnen. Deshalb ist die Deutsche Regierung bereit, Parvus - als Garant der revolutionären Kräfte - zu unterstützen. Sie zahlt Millionenbeträge an Parvus, der diese weiterleitet.
Kernpunkt des Revolutionierungsprogrammes ist jedoch Lenin, der in der Schweiz lebt. Dieser lehnt eine direkte Zusammenarbeit mit Parvus, dem Helfershelfer der deutschen Imperialisten, ab. Damit scheint Parvus Plan gescheitert. Doch er gibt nicht auf. Über sein immer größer werdendes Wirtschaftsimperium beginnt Parvus nun selber, mit tatkräftiger deutscher Unterstützung, einen konspirativen Untergrund aufzubauen. Dabei verdient er weitere Millionen.
Parvus legt den 22. Januar 1916 als den Tag der Revolution fest. Trotz zahlreicher geplanter und durchgeführter Massenstreiks, in verschiedenen Städten, springt der Funken der Revolution nicht über. Parvus und die Deutsche Regierung, selbst Lenin der das Treiben über einen Mitarbeiter von Parvus beobachtete, sind enttäuscht. Wird Rußland niemals reif sein für eine Revolution?
Als dann für alle [?] überraschend 1917 der Zar gestürzt wird, ergreift Parvus erneut die Initiative, um Lenin schnellstmöglich die Durchreise durch Deutschland zu ermöglichen und die Bolschewiki, als die radikalste Fraktion, mit deutschem Geld zu unterstützen. Der Coup d' etat Lenins und Trotzkis gelingt. Parvus verliert seine Rolle als freiwilliger deutscher Großagent und bietet Lenin seine Rückkehr nach Rußland an. Doch Lenin lehnt ab. Parvus bricht zusammen.

Eine neue Lesart, des wohl folgenreichsten Ereignisses des 20.Jahrhundert, der Oktoberrevolution. Dabei wird, aufgrund der maßgeblichen deutschen Finanzierung, die These der unechten Revolution gestützt. Thematisiert werden, im Wechselspiel der Staatsaktionen, die Wesenszüge des Wilhelminischen Reiches, die zu seinem Zusammenbruch führen  u n d  zur ersten langfristig siegreichen Revolution. Dieses einzigartige 'Fehlverhalten', das durch Wahnvorstellungen getrübte Mißverhältnis zur Realität, dokumentiert den Aberwitz der Epoche.   
 
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